Text: Stephan Thomas I Fotos: Tanja Kurt

Vorreiter. Louis Liesch senior war der Bio-Pionier in der Bündner Herrrschaft. Vor 37 Jahren hat er als erster seinen Betrieb in Malans Demeter-zertifizieren lassen - zu einem Zeitpunkt, als die Richtlinien des Biodynamie-Labels erst zu definieren waren. Zu Ehren seines vor zwei Jahren verstorbenen Vaters nennt Louis Liesch junior seinen Spitzen-Pinot «Der Pionier». «Die ersten sieben Jahre waren hart wegen dem Mehltaudruck. Es ist, wie wenn du einem Patienten eines Morgens die Pillenkiste wegnimmst. Da dauert es eine Weile, bis es sich stabilisiert. Aber dann entsteht ein neuer Kreislauf.»

Lehrmeister. Ärger gab es auch sonst. Nachbarn klagten Liesch wegen Verbreitung von Schädlingen ein. Später aber sahen die Winzer der angrenzenden Parzellen, dass Lieschs Trauben gesünder waren als ihre eigenen, und begannen, sich für die Sache zu interessieren. Louis Liesch wurde zum Berater einer ganzen Generation von Bio-Betrieben. Heute gibt es in der Bündner Herrschaft eine Reihe davon. Das Argument, so etwas sei hier nicht möglich, zieht nicht mehr. «Die, welche Bio nur aus Mode mitgemacht haben, sind zum Teil schon wieder weg. Aber die Überzeugten bleiben dran, mit grossem Erfolg.»

GR Louis Liesch, Weinbau in Malans, GR

Erkennungsmerkal: Die Flaschen von Liesch sind an der Rosette auf der Etikette zu erkennen.

Feurige Cuvée. Erkennungsmerkmal der Liesch-Flaschen ist seit eh und je eine Rosette, die an Kerbschnitzerei erinnert. Im Innern liegt Blauburgunder, der auch bei Liesch auf 80% der 2,5 Hektaren Rebfläche steht. Dazu kommen Chardonnay, Riesling-Silvaner und Pinot Gris - nicht zu vergessen der gefragte Schiller. Auf PiWis und andere Neuzüchtungen setzt Liesch in der Regel nicht. Ausnahme: Der «Fuoco di Cabernet». Den malerischen Namen haben Lieschs erfunden, dahinter steht die Sorte Cabernet Jura. Ihn gibt es reinsortig und in der Cuvée «Adina» zusammen mit Pinot Noir. 

No bubbles. Louis Liesch hat seine traditionellen Seiten. «Mit Schaumweinen fange ich nicht an, auch wenn ich der einzige bleibe. Es gibt ohnehin nur wenige, die die ganze Versektung selber machen.» Gleichzeitig ist er ein Tüftler, der immer Dinge ausprobiert. «Man muss Neues wagen, beobachten, ob es sich bewährt. Das Experimentieren ist ein Hobby von mir.» Im Versuchsbetrieb testet er Barriques aus Akazienholz und baut den Pinot Gris orange aus. Im Rebberg pflanzt er auch einmal eine Sonnenblume oder eine Tomatenpflanze für einen abgegangenen Rebstock. Oder eine Partygurke.

Coup de Coeur: Blauburgunder «Der Pionier»
 

Das liegt im Keller: Pinot Noir Spätlese 2019. Pinot Gris Akazienbarrique (orange) 2022. Schiller 2022
 

Drei GaultMillau-Köche mit Liesch-Weinen: Sven Wassmer im «Memories» Bad Ragaz (18 Punkte). Benedikt Voss im «Kräuter Hotel Edelweiss» Rigi Kaltbad (16 Punkte); Mathieu Courrier in der «Auberge de la Couronne» Enney (15 Punkte)


Das passt zusammen: Mamas Churer Fleischtorte zu Schiller.


>> www.lieschbioweine.ch